Glosse 1

2 Tennislehrer, 3 Meinungen?

Wer kennt es nicht, Tenniscamp, man freut sich das ganze Jahr darauf, die Location ist schön, das Wetter passt, das Hotel großartig, das Apres-Tennis unter Gleichgesinnten wunderbar, der Trainer ist zwar irgendwie o.k., aber verwirrt mich total.

Von der anderen Seite, also von der Trainerseite aus betrachtet, gibt es keine „angenehmere“ Frage-Feststellung als jene, die sich aus diesem Teilstress-Szenario des Schülers fast zwangsläufig entwickelt: „Mein Trainer zu Hause oder mein Trainer vom letzten Jahr, sagt aber dies und jenes?!“

Können die Tennislehrer sich nicht auf eine Variante einigen und zweite Frage, sollen Sie das überhaupt?

Abgesehen davon, dass sich diese Fragen in der Campsituation besonders zuspitzen, weil es gewissermaßen eine „Zwangszuordnung“ zwischen Trainer und Schüler gibt, die es in aller Regel (Ausnahme Mannschaftstraining und Jugendtraining) zu Hause nicht gibt und die es im hochklassigeren Sport erst recht nicht gibt (dort tauscht man einfach den Trainer aus, wenn er nicht zu einem passt), sind es Fragen, die letztlich zu kurz greifen und das Problem nicht lösen.

Insofern würde ich mir andere Fragen und andere Lösungsansätze für das Problem „Trainer verwirrt Schüler und Schüler entkommt dem Trainer nicht!“ wünschen.

Um ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern, der beliebteste Ansatz von der Trainerseite aus betrachtet ist jener, dass man das inhaltliche Unbehagen des Schülers umleitet auf andere Ebenen, meist auf die Athletische (indem man den Schüler sich kaputt laufen lässt, damit er wenigstens vom Körperleistungsgefühl her befriedigt ist und dann auch meist „das Maul“ hält, weil er zu kaputt ist zum Weiternörgeln).

Umleitungen gäbe es natürlich auch auf der sozialen Ebene (betont charmantes oder autoritäres Auftreten) und auf der touristischen Ebene (Schifferl-Fahren und Sardinen Grillen).

Ich möchte Ihnen in meinen Newsletter-Beiträgen eine Lösung über das inhaltliche Verständnis nahebringen.

Abgesehen davon, dass man natürlich wirklich Pech gehabt haben kann und einen schlechten Trainer erwischt hat oder zumindest einen Trainer, der nicht zu einem passt (dann wird man in der organisatorischen Realität von Camps wahrscheinlich viel laufen und viele Sardinen fressen müssen, neben dieser Kröte) und abgesehen davon, dass man im Urlaub, auf den man sich so gefreut und den man so nötig hatte, auch schon einmal als Kunde dazu neigt, ein schönes Zimmer als schlecht anzusehen und eben auch mal einen guten Trainer als schlecht, gibt es eine grundsätzliche inhaltliche Ebene in Bezug auf den Tennisunterricht, deren Verständnis hilfreich sein könnte für solche Situationen.

Diese beruht im Wesentlichen auf der grundsätzlichen Erwartungshaltung an den Tennisunterricht (die sich auch meist mit seinem Selbstbild deckt): Tennisunterricht soll einem möglichst objektiv aufzeigen, wie alles idealerweise sein sollte in diesem Sport; Tennisunterricht basiert in aller Regel auf einem „Könnte, Sollte, Müsste“-Paradigma.

 Und die Beschreibungen dessen, wie es zu gehen habe, sind in aller Regel (Tennis-) technischer Natur und tendieren zum „Apodiktischen und zum Pseudophysikalischen“, also einfach gesagt „so geht es, weil es naturwissenschaftlich gar nicht anders gehen kann und wenn einer was anderes erzählt, ist er ein schlechter Physiker!“

Und genau deswegen, haben alle ein meist recht emotional ausgelebtes Problem, wenn es dann in „der bösen Realität des Freizeittennis“ mal erkennbar nicht so läuft, wie es laufen müsste.

Wenn alles „Physik“ ist und es trotzdem nicht so läuft wie geplant, dann bleiben nur 2 Erklärungen für diesen Umstand: entweder ist die Erklärung falsch oder der Schüler zu blöd, um sie richtig umzusetzen, und wenn die Erklärungen von uns „sonnenbebrillten Physikern in unseren Gastvorlesungen am Meer“ dann auch noch offensichtlich widersprüchlich ausfallen, dann ist meist „richtig gute“ Stimmung am Platz.

Auch wenn das ganze System „Tennisunterricht und Tennislernen“ weit komplexer ist als ich das in einer Glosse darstellen kann, so kann man das hier beschriebene Problem meist mit 2 grundsätzlichen Verständnisansätzen lösen oder wenigstens entschärfen:

1) Alles, was wir Tennislehrer empfehlen (oder befehlen) lässt sich auf eine    grundsätzliche Zielmatrix reduzieren. Wir empfehlen dem Grunde nach   Verbesserungsvorschläge in folgende Richtungen:

  • Mach das so, damit du den Ball besser triffst (Koordinationsziel; das sind im Wesentlichen die Treffpunkte und die Ausholbewegungen

  • Mach das so, damit du den Ball besser beschleunigt bekommst  (Beschleunigungsziel; im Wesentlichen Aushooooolen und Durchschwingen)

  • Mach das so, damit du den Ball besser kontrolliert bekommst und dies unterteilt in Seit- und Längenkontrolle (Kontrollziele; im Wesentlichen Stellung für Seitkontrolle und Drall für Längenkontrolle)

2) Alles, was wir Tennislehrer empfehlen (oder befehlen) lässt sich überdies   auf ein duales Informationssystem reduzieren:

  • Ich sag dir was, damit du es unmittelbar besser machst (Tennis für heute Nachmittag)

  • Ich sag dir was, damit ich dich auf eine „richtige Schiene“ setze (Tennis für in 5 Jahren)

Die meisten Stresslagen im Tennisunterricht lassen sich mit einem Verständnis für diese inhaltliche Matrix in Kombination mit einem Verständnis für dieses Informationssystem relativ leicht auflösen (wenn man das überhaupt will, weil damit auch viel von der „Magie des Optionalen und Idealen“, die dem Tennis innewohnt, kaputt geht).

Wenn also z.B. der eine Trainer auf der Vorhand von der „offenen Stellung“ schwärmt, dann ist er meist auf Schwungorientierung aus, während die „Seitlich Stehen“-Trainer eher auf die Seitstabilisierung ausgerichtet sind.

Wenn dir ein Trainer unmittelbar helfen will, dann darf er deine gewohnte Stellung (egal ob offen oder seitlich, Hauptsache „deine Stellung“) natürlich nicht antasten und wenn Ihr sie antastet (dein Trainer und du), dann müsst ihr das gemeinsam entscheiden und wissen, dass „man das kaum einmal 5 Jahre intensiv üben wird müssen, um es dann schon ein wenig hinzubringen!“

„Verstehen die Leute nicht“ hat Niki Pilic, der Großmeister der Vereinfachung in unserer komplizierten Branche, dem ich viele Jahre zuarbeiten und ‑schauen durfte, gesagt „dass ist die Vorhand Spin nicht die Vorhand Spin“ oder anders gesagt, vieles ist „richtig“, du musst es nur „richtig“ zuordnen lernen!

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